THE PRACTICE

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Mindfulness Based Stress Reduction

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Ich arbeite mittlerweile 20 Jahre als Physiotherapeutin. Das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele ist und war seit jeher im Fokus meines Interesses. 

Anfänglich widmete ich mich vorwiegend den unzähligen manuellen Körpertechniken und erweiterte sie mit anderen ganzheitlicheren Methoden wie osteopathische Ansätze oder der Craniosacral-Therapie. Vor 10 Jahren absolvierte ich auch eine Yoga-Ausbildung und habe mich damit selbst auf eine Reise der Veränderung geschickt, habe zu Meditieren begonnen und das Erlernte und selbst Erfahrene in meine Arbeit einfließen lassen.

Als Profi im Erkennen von Bewegungsmustern und Blockaden, ein leichtes Spiel habend mit der Vermittlung von Yogapositionen und Entspannungstechniken, hatte ich trotzdem das Bedürfnis nach mehr Verständnis, warum sich manche schlechte Angewohnheiten oder Motivationen nicht so leicht ändern lassen. Somit manifestierte sich bei mir immer stärker der Wunsch, die dahinter liegenden mentalen Mechanismen besser zu verstehen und folglich auch effektiver helfen zu können.

Ich selbst arbeite gerne und viel, aber zu gewissen Zeitpunkten spürte ich Stress und den dadurch entstehenden Kontrollverlust. Ich begann also unterschiedliche Coachingausbildungen zu recherchieren und absolvierte zuerst einen Unilehrgang an der Sigmund Freud Universität in Wien. Durch einen Zufall stieß ich auf die von Jon Kabat-Zinn entwickelte Technik Mindfulness Based Stress Reduction (kurz: MBSR) und startete 2018 hierzu ein Studium an der Stanford University CA, das ich bei einer Schülerin von Jon Kabat Zinn letztendlich online abschloss. An dieser Stelle geht mein ganz spezieller Dank an Patty McLucas, die mich stets mit viel Liebe und Geduld unterrichtet hat.

Wie so vieles, war auch diese Ausbildung stark vom Selbsterfahrungsaspekt geprägt.

Ich lernte besser zu verstehen wie unsere Gedanken und Körperzusammenhänge funktionieren. Allerdings bin ich der festen Meinung, dass man in diesem Bereich nie wirklich auslernt!

Mittlerweile ist The Mindful Movement auch in Europa präsent, man hört und liest immer häufiger darüber. Meditation, Körperscans und Yogaübungen - Tools, die auch in der MBSR-Technik Anwendung finden - werden vielerorts angeboten und führen Praktizierende zu einem besseren und gesünderen Selbst. Darüber hinaus bietet das 8-Wochen Programm nach Jon Kabat-Zinn die Chance, ein äußerst fundiertes Verständnis von den eigenen Kognitions-, Verhaltens- und Emotionsmustern zu erlangen.

Die hierzu entwickelte Technik ist klinisch validiert und basiert auf wissenschaftlichen Untersuchungen bei schwererkrankten Personen (z.B. Krebspatienten). Durch entsprechende Interventionen konnten nachweislich eine Stress- und Schmerzreduktion herbeigeführt werden sowie eine positivere Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation. 

Wie funktioniert nun MBSR?

Die Technik gliedert sich in unterschiedliche Stadien:

Awareness of Breathing, Awareness of judging, Body Scan, Beginner´s Mind, Don´t know mind, mindful Yoga, Non Striving, Meditation, Letting go/Letting be, Acknowledgment, Patience, Mindful Communication,
Trusting in Self-Reliance.

Die Übersetzung dieser englischen Begriffe ins Deutsche erweist sich nicht immer leicht. Ich möchte dennoch an dieser Stelle einen kurzen Überblick über das zugrunde liegende Konzept liefern:

Durch eine fokussierte Aufmerksamkeit auf die eigene Atmung entwickelt man einen besseren Zugang zu allen Körperempfindungen.Über dieses bewusste Körpergefühl erlernt man seine Gedanken zu erkennen und zu kontrollieren. Im Vordergrund steht die Sensibilisierung auf jene Situationen, in denen man leichtfertig und schnell über eigene Empfindungen oder Gedanken urteilt. 

Dies ist als Übung - wie ein Muskeltraining - leicht durchzuführen und kann ohne viel Zeitaufwand in den Alltag eingebaut werden.

Dieses bessere Verständnis der eigenen Gedanken und Gefühle erleichtert auch die Kommunikation mit anderen. Auf der Basis sich selbst gegenüber geduldiger und sanfter zu sein. Jeder von uns kennt die Geduld, die man gegenüber seinem Partner/seiner Partnerin, oder einer vorgesetzten Person oder Kindern entgegenbringt. Aber wie sieht es mit der Geduld sich selbst gegenüber aus?

Das Selbstvertrauen wächst, Entscheidungen können wieder klarer getroffen werden, emotionales Leiden verändert sich und dadurch auch der individuell empfundene Stresslevel.

Ich selbst konnte z.B. eine Mittagspause von einer Stunde plötzlich wieder genießen und als wertvolle Auszeit wahrnehmen und die noch zu erledigenden To Do’s für diese Zeit einfach beiseiteschieben. Ich empfand wieder Dankbarkeit für die kleinen Dinge des Lebens, der alltägliche Ärger über Kleinigkeiten war plötzlich bedeutungslos. Und letztendlich war auch meine Leistungsfähigkeit und Energie wieder auf dem für mich gewohnten Level.

Das Gefühl, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen, verschwand, meine Entscheidungen erfolgten wieder bewusster – das erleichterte mein Leben immens!

Allerdings ist man selbstverständlich nicht davor gefeit, wieder in alte Muster zurückzufallen. Aber es ist durchaus beruhigend zu wissen, dass es Mittel und Wege gibt, das Zusammenspiel von Aktion und Reaktion bewusst wahrzunehmen und dieses auch beeinflussen zu können. Diese Technik ist somit ein sehr effektives Burn-Out-Prophylaxemittel bzw. ist auch als Stressmanagement im Alltag für jedermann anwendbar.

Die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst ist nicht immer angenehm und erfordert eine beachtliche Portion Mut, der aber meist durch besseres Wohlbefinden belohnt wird. Ich bin jedenfalls dankbar für diese Erfahrung. 

Und ich danke auch all den klugen Köpfen, die durch wissenschaftliches Arbeiten uns immer mehr Einblick in das komplexe Zusammenspiel von Körper und Gedanken ermöglichen.

Ein neuer Weg, der sicher noch viele Abzweigungen haben wird, aber auf jeden Fall spannend bleibt.



Weiterführende Links:

Jon Kabat-Zinn im Interview mit dem SWR
Patty Mclucas

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